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Durchaus einsetzbar – die Wärmepumpe in großen Gebäuden

© energiekonsens, Fotografin Antje Schimanke
Eignen sich Wärmepumpen für Mehrfamilienhäuser? Dieser Frage ging die Veranstaltung des Netzwerks Bremerhavener Modernisieren nach. (Foto energiekonsens, Fotografin: Antje Schimanke)

Er wird viel diskutiert, auch von Besitzer*innen von Mehrfamilienhäusern: Der Einsatz einer Wärmepumpe zur nachhaltigen Wärmeversorgung. Grund genug für die gemeinnützige Klimaschutzagentur energiekonsens, in Kooperation mit Haus & Grund e. V. in Bremerhaven eine Informationsveranstaltung für die Zielgruppe auszurichten. Über 70 Anmeldungen machten deutlich, dass das Thema von großem Interesse ist. Eine Fortsetzung des Angebots soll daher im November folgen.

Die gute Nachricht vorweg – in Mehrfamilienhäusern lassen sich Wärmepumpen unter gewissen Umständen sowohl energieeffizient als auch wirtschaftlich betreiben. Das belegen Analysen des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie, die unter lowex-bestand.de einsehbar sind. Für die erfolgreiche Umstellung auf ein solches Heizsystem gilt es bei der Planung und Ausführung aber einiges zu beachten. Was genau, führten die beiden Referent*innen der Veranstaltung aus. Mehr noch: Anja Winkler vom Ingenieurbüro Robert Schimweg und Heinfried Becker, Leiter des energiekonsens-Büros in Bremerhaven, nannten Zahlen zum voraussichtlichen Stromverbrauch und zu den Kosten, die eine Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus verursachen kann.

Referentin Anja Winkler steht an Vortragspult uns spricht zum Publikum
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Referentin Anja Winkler vom Ingenieurbüro Robert Schimweg erklärt, welche Parameter stimmen müssen, damit eine oder mehrere Wärmepumpen für Mehrfamilienhäuser geeignet sind. (Foto energiekonsens, Fotografin: Antje Schimanke)

Anja Winkler erläuterte Planungsgrundlagen und Randbedingungen für eine solche Investition. „Wichtig ist, die Heizlast auf den einzelnen Etagen zu ermitteln, damit weder eine unter- noch überdimensionierte Anlage angeschafft wird. Das erfolgt über Berechnungen oder besser noch durch Messungen über Wärmezähler.“ Was die Teilnehmenden ebenfalls erfuhren: Für den Einbau der Technik braucht es keine Fußbodenheizung. „Mitunter müssen aber die vorhandenen Heizkörper vergrößert werden, um die benötigte Vorlauftemperatur zu reduzieren. Und sie brauchen im Vorfeld unbedingt einen hydraulischen Abgleich“, so die Expertin. Von der Warmwasseraufbereitung über eine Wärmepumpe riet sie eher ab; auch eine Einrohrheizung sei für einen effizienten Betrieb dieser Technik nicht geeignet. „Die Kombination mit einer Photovoltaikanlage ist hingegen sinnvoll.“

Vor- und Nachteile der Technik

Heinfried Becker und David von Freytag-Löringhoff stehen mit Rücken zum Publikum - im Hintergrund sieht man eine Leinwand
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Eine gelunge Veranstalung: Heinfried Becker, Büroleiter der Klimaschutzagentur energiekonsens in Bremerhaven und David von Freytag-Löringhoff, Geschäftsführer von Haus & Grund in Bremerhaven freuen sich über das große Interesse der Teilnehmenden. (Foto: energiekonsens, Fotografin Antje Schimanke)

Heinfried Becker ergänzte die Ausführungen per Vorstellung verschiedener Arten von Systemen mit ihren Vor- und Nachteilen. Er legte dar, dass in großen Gebäuden nicht allein eine einzelne Wärmepumpe die Wärmeversorgung für mehrere Parteien übernehmen sollte, auch wenn diese eine hohe Leistung erbringt. „Hier empfiehlt sich vielmehr eine Kaskaden-Schaltung mit mehreren kleinen Geräten, über die flexibel auf Heizlasten im Haus bei unterschiedlichen Außentemperaturen reagiert werden kann. Ist es draußen wärmer, läuft nur eine Pumpe, bei großer Kälte dann alle. Das bedarfsgerechte Anlaufen erfolgt über eine vollautomatische intelligente Steuerung“, erklärte er.

Teilnehmer Niels Andresen fand die ehrlichen Einschätzungen und Tipps der Referenten wertvoll. „Es wurde deutlich, dass es für einige Probleme derzeit noch keine Lösung gibt.“ Auch seien Hemmnisse für diese Techniken zur Sprache gekommen. So zum Beispiel, dass zu wenig Platz für die Aufstellung der Geräte vorhanden sein könnte, es mitunter Geräuschemissionen gebe und die Investitionskosten im Vergleich zur alten Heizsystemen hoch sind. „Ich fand es interessant zu erfahren, dass die Wärmepumpe dennoch auch bei älteren Häusern gut und erfolgreich einsetzbar ist, wenn im Vorfeld entsprechend energetisch saniert wird. Das war mir neu“, so die Eigentümerin Susanne Holz.

Mehr Informationsveranstaltungen

„Als Zentralverband der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer wollen wir unsere Mitglieder zeitnah über für sie interessante Themen informieren. Daher haben wir die Veranstaltung gerne mitgetragen. Sie gab Einblick in viele technische Aspekte, die wir mit energiekonsens vertiefen wollen“, so David von Freytag-Löringhoff, Geschäftsführer von Haus & Grund in Bremerhaven. Die Veranstaltung fand statt im Rahmen der Modernisierungsinitiative Bremerhavener Modernisieren. Weitere Infoangebote rund um nachhaltiges Heizen sind bereits in Vorbereitung. Orte und Termine sind in Kürze unter bremerhavener-modernisieren.de einsehbar.

Sie haben weitere Fragen zum Betrieb einer Wärmepumpe? Antworten, Planungstools und wertvolle Hinweise hat die Wärmepumpeninitiative Bremen und Bremerhaven unter waermepumpe-in-bremerhaven.de zusammengestellt.